Kinderarmut beschneidet verbriefte Kinderrechte

Mainzer Bündnis fordert Kinderarmut entschieden zu beseitigen 

Jedes sechste Kind in Mainz wächst in Armut auf. Anlässlich des Tags der Kinderrechte weist das Bündnis „Gleiche Chancen“ auf die gravierenden Folgen für das gesamte Leben armutsbetroffener Kinder hin. Stephan Hesping vom Stadtteiltreff Gonsenheim fordert: „Auch in Mainz brauchen wir entschiedenere Maßnahmen, um allen Kindern und Jugendlichen ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen.“

Kinder und Jugendliche in armen Familien erleben nicht nur Mangel an Geld, sie haben auch schlechtere Startchancen, eine gefähr-detere Gesundheit und eingeschränktere Entwicklungsmöglichkeiten. Regine Schuster, Geschäftsführerin des Paritäti-schen Wohlfahrtsverband konstatiert: „Das ist alles seit Langem bekannt und wissenschaftlich erwiesen. Wir brauchen endlich einen ganzheitlichen Ansatz, der Chancengleichheit von der Geburt bis zum Berufseinstieg in den Blick nimmt.“

Mit der Ratifizierung der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen hat sich Deutschland 1992 verpflichtet, allen Kindern ein Aufwachsen in sozialer Sicherheit zu ermöglichen, alle Kinder zu fördern, zu schützen und sie bei allen Entscheidungen, die sie betreffen, zu beteiligen. „Kinderarmut beschneidet die Rechte von Kindern in eklatanter Weise“, kritisiert Friedemann Schindler von der Mainzer Terre-des-Hommes-AG fest.

Bund, Länder und Kommunen sind gemeinsam verantwortlich, die Kinderrechte zu garantieren. Die Gewährleistung gleicher Chancen hat jedoch nicht die nötige politische Priorität. In Krisen wie Corona oder wenn das Geld knapp wird, werden Kinderrechte regelmäßig missachtet. Mit dem Ampel-Aus ist beispielsweise die Kindergrundsicherung kommentarlos gestrichen.

Auch in Mainz ist das Handlungskonzept gegen Kinderarmut von 2009 schnell in Vergessenheit geraten. Es wurde nie konsequent umgesetzt, selbst als die Stadt durch Steuereinnahmen von BioNTech reich war. Angesichts der inzwischen verschlechterten Haushaltslage ist zu befürchten, dass wieder einmal bei den Kindern gespart wird.

Durch Initiative des Bündnisses „Gleiche Chancen“ hat der Mainzer Stadtrat 2023 beschlossen, eine Strategie zur Prävention von Kinderarmut zu erarbeiten. In Gesprächen mit den künftigen Koalitionären hat das Bündnis u.a. gefordert: Kinder mit schlechten Startbedingungen bei der Kita-Platz-Vergabe zu priorisieren, kostenloses Mittagsessen an allen Schulen sowie einen Begrüßungsservice für Familien mit neugeborenen Kindern anzubieten, wohnortnahe Servicestellen für alle Familienleistungen sowie einen „Mainzer Kinderpass“ einzuführen, der allen jungen Menschen kulturelle und soziale Teilhabe ermöglicht.

20. November 2024

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